Die beiden zentralen Gegenmaßnahmen sind zusätzliche Investitionen in Weiterbildung und das Erweitern des Bewerberkreises auf Kandidaten, die bislang durch das Einstellungsraster fallen würden. Das ergibt die Studie „Fachkräftemangel 2016“ des Personaldienstleisters ManpowerGroup.
Die Auswirkungen fehlender Facharbeiter, Vertriebsprofis, Ingenieure und IT-Experten ist in den vergangenen Jahren immer gravierender geworden. 49 Prozent der Unternehmen haben inzwischen massive Probleme, offene Stellen zu besetzen. 2007 waren es nur 27 Prozent. Für jeden siebten Betrieb hat sich die Situation gegenüber dem Vorjahr noch einmal verschärft.
Die Folge: Der Mangel an Fachkräften droht, den an sich gut laufenden Konjunkturmotor abzuwürgen. Beispiel Baubranche: Unternehmen, Privatpersonen und die öffentliche Hand müssen aktuell länger auf die Ausführung ihrer Aufträge warten, weil die Handwerksbetriebe nicht genügend Personal einstellen können. Handwerker und Facharbeiter sind in Deutschland seit 2007 die am schwersten zu besetzende Berufsgruppe.
Weiterbildungsoffensiven – und ein Abrücken vom perfekten Bewerber
Die Entwicklung hat die Wirtschaft nun aufhorchen lassen. „Inzwischen haben praktisch alle Arbeitgeber begriffen, in welcher riskanten Lage sie sich befinden“, sagt Herwarth Brune, Vorsitzender der Geschäftsführung der ManpowerGroup Deutschland. „Die Unternehmen haben erkannt, dass sie Konzepte gegen den Fachkräftemangel in Eigenverantwortung auf den Weg bringen müssen. Das Potenzial auf den Gebieten interne Qualifizierung und Arbeitnehmerbindung ist längst nicht ausgeschöpft“, so Brune.
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30 Prozent der Unternehmen haben aufgrund fehlender Fachkenntnisse der Bewerber Schwierigkeiten, Stellen zu besetzen. Als Antwort investieren 80 Prozent in zusätzliche Weiterbildungsmaßnahmen. 57 Prozent weiten die Suche nach Bewerbern aus, indem sie ihre Stellenprofile an einen breiteren Adressatenkreis richten.
„Die Unternehmen begreifen nun, dass der perfekte Kandidat immer seltener wird und schauen im Recruiting viel stärker über den Tellerrand starrer Anforderungsprofile hinaus. Qualifizierungen nach der Einstellung schließen die Fachkenntnislücke bei Kandidaten, die Unternehmen sonst abgelehnt hätten“, verdeutlicht Herwarth Brune.
Zusatzleistungen für Arbeitnehmer
Um die eigenen Chancen bei Kandidaten zu verbessern, wollen zudem viele Unternehmen die eigene Attraktivität als Arbeitgeber steigern. Damit sich ein Bewerber für sie entscheidet, investiert jedes zweite Unternehmen in Zusatzleistungen für Mitarbeiter – beispielsweise ein subventioniertes Smartphone zur privaten Nutzung oder Zuschüsse zum Essen und zur Mitgliedschaft im Fitnessstudio. 41 Prozent wollen auch an der Gehaltsschraube drehen und so im Wettbewerb um Talente die Nase vorn behalten.
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