Die Diagnose von Burnout gestaltet sich oft schwierig, da es sich nicht um eine eigenständige medizinische Diagnose im klassischen Sinne handelt. Vielmehr wird Burnout anhand typischer Symptome wie chronischer Erschöpfung, innerer Distanz zur Arbeit und reduzierter Leistungsfähigkeit erkannt. Mittlerweile bezeichnet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Begriff Burnout als Syndrom mit negativen Folgen auf den Gesundheitszustand.
Kurze Definition: Was ist Burnout?
Burnout übersetzt man ins Deutsche mit dem Begriff „Ausgebrannt“. Der Betroffene erlebt negative Befindlichkeiten, die auf Stress im Berufsleben (auch im Privatleben) basieren. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Burnout als Syndrom eingestuft worden, das Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. Das Gefühl des Ausgebranntseins sei die Folge aus chronischem Stress im Job. Dies könne als Folge eine negative Einstellung zu seiner beruflichen Tätigkeit und geringerer Leistungskraft haben – so ein Teil der neuen WHO-Definition.
Burnout ist keine Diagnose. Es zieht sich durch alle gesellschaftlichen Schichten und Altersklassen. Charakterische Symptome existieren nicht. Anbei aber eine typische Auswahl an Symptomen, die als Burnout-Symptome betrachtet werden können:
- Konzentrations- und Gedächtnisprobleme
- Erschöpfungszustand
- Energiemangel
- Schlafstörungen
- Gleichgültigkeit
- Langeweile
- Probleme in Familie oder Partnerschaft
- Gefühl geringer Anerkennung
- Rückenschmerzen
- Atembeschwerden
Generell kann man sagen, dass viele Betroffene sich überlastet fühlen und oft mit depressionsähnlichen Zuständen zu kämpfen haben. Dies kann sich auch in weiteren, körperlichen Beschwerden wie Diabetes oder hohen Blutdruck äußern.
Zunächst hat man das Syndrom insbesondere Beschäftigten in Sozialberufen zugeordnet. Mittlerweile findet man es allerdings in allen Berufsgruppen.
Ursachen und Risikofaktoren
„Stress haben“ ist mittlerweile ein geflügeltes Wort in unserer Gesellschaft. Wenn man „beschäftigt ist und Stress hat“, macht dies deutlich, dass man Einsatz zeigt und Höheres anstrebt. Zunächst wird das oft von Außen als positiv bewertet. Doch die Betroffenen leiden auf lange Sicht. Viele, die mit chronischem Stress zu kämpfen haben, können allerdings ihre Signale erst nicht richtig identifizieren. Sind die Stressreaktionen besonders groß, fällt dies allerdings den meisten auf. Oft ist es dann es allerdings zu spät, um nur eine kleine Pause einzulegen.
Was sind die Ursachen für Stress mit der Folge Burnout?
Die Ursache für Burnout kann unterschiedliche Faktoren haben. Dazu zählen psychosoziale Faktoren, wie beispielsweise Arbeitsplatzunsicherheit, schlechtes Management oder Mobbing.
Auch arbeitsplatzbezogene Ursachen, wie Leistungsdruck oder fehlende Wertschätzung – damit einhergehend oft Ärger mit Kollegen – sind Faktoren. Manche Beschäftigte können mit solchen Situationen gut umgehen, haben eine hohe Resilienz, anderen fällt es schwer und sie fühlen sich auf die Dauer gesehen müde und abgespannt.
Ebenso können gesellschaftliche Entwicklungen den Druck auf Arbeitnehmer verstärken. Dazu zählen zum Beispiel die digitale Transformation und die ständige Erreichbarkeit – oft auch am Wochenende oder im Urlaub.
Persönliche Faktoren können auch die Ursache von Burnout sein, wie der eigene überhöhte Anspruch an sein eigenes Können, der sogenannte Perfektionismus, aber auch ein zu geringes Selbstbild.
Symptome erkennen und aktiv vorbeugen
Es gibt gewisse Frühwarnzeichen, die darauf andeuten, dass Sie im Stress sind. Dazu zählen folgende:
- Körperliche Beschwerden: Kopfschmerzen, Schwitzen, Nervosität, Schlaflosigkeit, Schwindel, Atemnot, Durchfall, Verstopfung.
- Verhaltensauffälligkeiten: Kommunikationsprobleme, Stottern, Zähneknirschen, Abnahme der Arbeitsleistung, Unpünktlichkeit, Isolation, übertriebener Genuss von Zigarette, Alkohol oder Süßigkeiten, Appetitlosigkeit.
- Auffällige Gedanken: Konzentrationsprobleme, Alpträume, Unentschlossenheit, Selbstgespräche mit abwertendem Charakter („Ich fühle mich für alles schuldig“).
- Emotionale Auffälligkeiten: Gefühle der Wertlosigkeit, Schuldgefühle, Wutanfälle, Überforderung, Angstzustände.
Jeder hat nicht mit allen diesen Symptomen zu kämpfen. Erkennen Sie im Laufe der Zeit, welche der Beschwerden für Sie typisch sind. So wissen Sie vorab, wenn Symptome dieser Art auftreten, dass Sie ab jetzt genau auf sich achten müssen. Fragen Sie auch Familie und Freunde, was ihrer Meinung nach die für Sie typischen Stress-Symptome sind. Machen Sie sich Notizen, so gelingt es Ihnen schneller, ihre Situation von außen zu betrachten.
Phasen des Burnouts
Man unterscheidet zwischen verschiedenen Phasen des Burnouts (z. B. nach Freudenberger oder Maslach-Modell).
Maslach-Modell
Nach Christina Maslach, emeritierte Psychologieprofessorin an der University of California in Berkeley (USA) ist Burnout eine Reaktion auf chronische Stressoren im Beruf. Hierbei beschreibt sie drei Phasen im Maslach-Modell (auf die Forschungsergebnisse wird weiter unten im Artikel noch detailierter eingegangen):
- Eine grundlegende Erschöpfung mit fehlenden emotionalen und physischen Ressourcen.
- Distanzierte und zynische Gefühle gegenüber dem Job.
- Man fühlt sich wirkungslos und vermindert leistungsfähig.
Modell der 12-Burnout Phasen
Der deutsch-amerikanische Psychoanalytiker Herbert Freudenberger und seine Kollegin Gail North haben das Modell der 12-Burnout-Phasen entwickelt. Den Begriff „Burnout“ im Sinne von „ausgebrannt sein“ hatte Freudenberger 1974 als Erster benutzt. Geboren 1927 in Deutschland, floh er als jüdisches Kind in die USA. Er, der aus schwierigen Verhältnissen kam, schaffte es dort ein neues Leben aufzubauen. 1956 eröffnete er eine eigene Praxis in New York. Neben seiner regulären Arbeit behandelte er abends ehrenamtlich ehemals drogenabhängige Jugendliche. Dieser enorme Arbeitseinsatz belastete ihn stark. Seine Familie sah ihn kaum noch.
Mit der Zeit fühlte Freudenberger sich zunehmend erschöpft, gereizt und ausgebrannt – körperlich wie seelisch. Als er diesen Zustand mit Kollegen besprach, benutzte er erstmals das Wort „Burnout“. Der Begriff war geboren.
Anbei das Modell der 12-Burnout-Phasen, das Freudenberger in den 1970er Jahren vorstellte:
Phase 1: Der Drang, sich zu beweisen
In dieser Anfangsphase möchten sich Betroffene besonders engagiert zeigen. Sie setzen sich selbst stark unter Druck, wollen alles perfekt machen und haben Angst zu scheitern. Eigene Grenzen werden dabei ignoriert, persönliche Bedürfnisse geraten in den Hintergrund.
Phase 2: Übermäßiger Einsatz
Der innere Antrieb wächst weiter: Man arbeitet freiwillig länger, übernimmt zusätzliche Aufgaben – oft ohne Anerkennung oder Bezahlung. Das Gefühl, alles selbst und sofort erledigen zu müssen, macht es schwer, Aufgaben zu delegieren.
Phase 3: Eigene Bedürfnisse geraten in den Hintergrund
Arbeit dominiert zunehmend den Alltag. Schlaf, Ernährung und Erholung bleiben auf der Strecke. Viele empfinden Überarbeitung als normal – oder sogar als Zeichen von Stärke. Erste Fehler schleichen sich ein, der Lebensstil wird insgesamt ungesünder.
Phase 4: Konflikte und Symptome werden verdrängt
Spannungen im beruflichen und privaten Umfeld nehmen zu. Körperliche oder psychische Warnsignale werden ignoriert. Dinge werden vergessen, Versprechen nicht eingehalten – dennoch wird weiter durchgehalten, als sei nichts.
Phase 5: Veränderung der Wertvorstellungen
Was früher wichtig war – Familie, Freundschaften, Hobbys – verliert an Bedeutung. Der Fokus liegt nur noch auf dem Beruf. Die emotionale Verbindung zu anderen Menschen nimmt ab, die eigene Welt wird kleiner.
Phase 6: Leugnen der Probleme
Obwohl es an Energie und Anerkennung mangelt, gestehen sich Betroffene das Problem nicht ein. Sie reagieren gereizter, ziehen sich zurück und fühlen sich zunehmend überfordert. Körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Verspannungen nehmen zu.
Phase 7: Rückzug aus dem sozialen Leben
Kontakte zu Freunden oder Familie werden als anstrengend empfunden und reduziert. Stattdessen greifen Betroffene vermehrt zu Ersatzhandlungen wie übermäßigem Essen, Alkohol oder anderen Suchtmitteln. Die Arbeit wird nur noch mechanisch erledigt – die innere Leere wächst. Man hat wachsende psychosomatische und körperliche Beschwerden, wie beispielsweise Gewichtsveränderungen, Herzklopfen oder Bluthochdruck.
Phase 8: Verändertes Verhalten
Das Verhalten verändert sich auffällig: Rückzug, Misstrauen und emotionale Kälte nehmen zu. Man fühlt sich unverstanden, lehnt Hilfe ab und empfindet selbst Fürsorge als Belastung. Die Arbeit wird zunehmend als erdrückend erlebt.
Phase 9: Gefühl der Entfremdung
In dieser Phase haben Betroffene das Gefühl, nur noch zu funktionieren – wie eine Maschine. Sie erleben sich selbst als fremd und leer. Körperliche und seelische Beschwerden häufen sich, auch die Selbstpflege wird vernachlässigt.
Phase 10: Innere Leere
Gefühle wie Mutlosigkeit, Angst oder Sinnlosigkeit bestimmen den Alltag. Panikattacken oder Phobien können auftreten. Die innere Leere wird zu einem dauerhaften Zustand.
Phase 11: Tiefe Depression
Die Erschöpfung wird chronisch. Selbstwertgefühl, Lebensfreude und Hoffnung sind kaum noch vorhanden. Es kann zu ernsthaften Depressionen kommen – bis hin zu Selbsthass und Suizidgedanken.
Phase 12: Totale Erschöpfung
In der letzten Phase ist der Zustand körperlich, geistig und seelisch lebensbedrohlich. Ohne Hilfe geht es nicht mehr weiter. Suizidgedanken und Rückzug prägen den Alltag – professionelle Unterstützung ist jetzt dringend notwendig.
Burnout vorbeugen
Es gibt verschiedene Methoden, wie Sie Burnout vorbeugen können. Anbei einige präventive Maßnahmen, die Sie hierbei unterstützen können.
Büro
- Besseres Zeitmanagement: Ihre tägliche Arbeit können Sie beispielsweise mit einem guten Zeitmanagement planen. Bauen Sie genügend Puffer ein – denn: Zeitdruck und Dauerbelastung erzeugen unnötigen Stress, den Sie vermeiden sollten.
- Grenzen setzen: Lernen Sie auch mal „Nein“ zu sagen. Denn wer seine Grenzen gegenüber Kollegen deutlich macht, schützt sich auf Dauer und bekommt auch mehr Respekt gezollt.
- Prioritäten setzen: Schauen Sie, dass Sie die wichtigsten Dinge am Tag erledigen, so können Sie entspannt in den Feierabend gehen.
- Mehr Pausen machen: Legen Sie längere Pausen während Ihrer Arbeitszeit ein, die Sie draußen mit einem Snack oder entspannt mit Kollegen in der Kantine verbringen.
- Weniger arbeiten: Wenn Ihnen der Berufsalltag zu stressig ist, reduzieren Sie Ihre Arbeitszeit oder machen Sie mehr Homeoffice-Tage, bei denen der Arbeitsweg automatisch wegfällt.
Freizeit
- Ausgleich schaffen: Freizeit mit Freunden verbringen und Ausflüge in der Natur machen.
- Entspannungstechniken lernen: Machen Sie nach der Arbeit Yoga, Tai Chi, Qi Gong oder progressive Muskelentspannung. Sie werden relaxter und lernen neue Leute kennen, was auch wieder Freude bereitet.
- Gesund leben: Ausreichend Schlaf und gesunde Ernährung sind wichtig.
Diagnose und Behandlung
Eine umfassende Anamnese durch den Haus- bzw. Betriebsarzt oder Psychotherapeuten bildet dabei die Grundlage. Bei vielen ist der Gang zum Arzt oder die Suche nach einem Psychotherapeuten oft zunächst mit Scham besetzt. Doch Sie werden schnell merken: Sie sind nicht der erste oder einzige, der sich mit einem Burnout medizinische Hilfe sucht. Es stellt sich außerdem in vielen Fälle auch heraus, dass Ihre körperlichen Beschwerden meistens psychosomatisch sind.
Oft kommen strukturierte Interviews oder standardisierte Fragebögen wie das Maslach Burnout Inventar (MBI) zum Einsatz. Was verbirgt sich genau dahinter?
Die bereits oben erwähnte Psychologin Christina Maslach und ihre Kollegin Susan Jackson untersuchten, wie Menschen psychisch mit intensiven emotionalen Belastungen am Arbeitsplatz umgehen. Sie entwickelten hieraus das Maslach Burnout-Inventar, ein diagnostisches Instrument zur Erfassung von Burnout-Symptomen. Die ursprüngliche Version des MBI umfasst 22 Aussagen (Items), die drei zentrale Dimensionen psychischer Beanspruchung abbilden. Nochmal kurz zusammengefasst mit den entsprechenden Items:
- Emotionale Erschöpfung (EE): Erfasst mit neun Items das Gefühl, emotional ausgelaugt und überfordert zu sein. Beispiel für eine zu bewertende Frage eines Betroffenen: „Ich fühle mich durch meine Arbeit ausgebrannt“.
- Depersonalisation (DP): Beschreibt mit fünf Items eine distanzierte, gleichgültige oder zynische Haltung gegenüber den Menschen, mit denen man im beruflichen Kontext zu tun hat. Ein Beispiel für eine Frage auf diesem Gebiet: „Ich befürchte, dass meine Arbeit mich emotional verhärtet“.
- Persönliche Leistungsfähigkeit: Umfasst acht Items und misst, wie kompetent und wirksam sich die befragte Person in ihrer Arbeit erlebt. „Ich habe in meiner Arbeit viel lohnenswerte Dinge erreicht“.
Laut Maslach ist das Burnout-Risiko dann besonders hoch, wenn die Skalenwerte für emotionale Erschöpfung und Depersonalisation ausgeprägt sind und die persönliche Leistungsfähigkeit von dem Betroffen als niedrig bewertet wird. Die letzte Skala, die persönliche Leistungsfähigkeit, ist dabei positiv gepolt: Hohe Werte deuten auf ein starkes Selbstwirksamkeitsempfinden hin, niedrige auf ein Gefühl der Ineffektivität.
Bei der Auswertung des MBI werden Gruppen mit schweren, mittleren und geringem Burnout zwar unterschieden. Die Methode wird demnach zur Evaluierung von Burnout eingesetzt. Aber Maslach und Jackson machen deutlich, dass die
Einstufung der Schweregrade keine diagnostisch relevanten Instrumente für die medizinische Praxis darstellen, sondern es soll die Wissenschaft dabei unterstützen, das Phänomen Burnout fundierter zu analysieren.
Die Behandlung generell erfolgt meistens dann multimodal: Sie reicht von psychotherapeutischen Gesprächen über Stressbewältigungsstrategien bis hin zu Maßnahmen zur Verbesserung der Work-Life-Balance. In schwereren Fällen kann auch eine medikamentöse Behandlung oder ein stationärer Aufenthalt in einer Psychiatrie bzw. in einer Tagesklinik erforderlich sein. Entscheidend ist ein individueller Behandlungsansatz, der sowohl die psychischen als auch die sozialen und beruflichen Faktoren berücksichtigt. Eine langsame, berufliche Wiedereingliederung, wenn Sie über mehrere Wochen ihren Job nicht ausgeübt haben, ist mittlerweile in vielen Unternehmen die Regel.
Fazit
Burnout wird mittlerweile auch von der WHO als Syndrom eingestuft mit Folgen für die Gesundheit – hervorgerufen durch Stress in der Arbeit. Er äußert sich durch verschiedenen Symptome, wie u.a. Rückenschmerzen, Schlaflosigkeit oder Langeweile. Oft folgen depressive Verstimmungen. Auch wenn der Gang zum Haus- oder auch Betriebsarzt für viele Betroffene Überwindung kostet, ist dies meistens die erste Anlaufstelle. Oft wird man Sie zunächst krank schreiben, im Idealfall mit psychotherapeutischer, meist auch medikamentöser Behandlung. Manche Betroffene suchen sich Hilfe in psychiatrischen Kliniken. Nach einigen Wochen können Sie, in den meisten Fällen – mit reduzierter Stundenanzahl – wieder in Ihren Job zurückkehren.
Literatur
- Hillert, Andreas, Koch, Stefan, Lehr, Dirk: Burnout und chronischer, beruflicher Stress. Hogreve Verlag, Göttingen 2018 (1. Auflage).
- Brehl, Jens: Mein Weg aus dem Burnout. Pomaska-Brand Verlag, Schalksmühle 2013.
- Burisch, Matthias: Das Burnout-Syndrom. Theorie der inneren Erschöpfung. Springer, Heidelberg 2014.