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Burnout erkennen und vorbeugen: Ursachen, Symptome und Wege

Die Diagnose von Burnout gestaltet sich oft schwierig, da es sich nicht um eine eigenständige medizinische Diagnose im klassischen Sinne handelt. Vielmehr wird Burnout anhand typischer Symptome wie chronischer Erschöpfung, innerer Distanz zur Arbeit und reduzierter Leistungsfähigkeit erkannt. Mittlerweile bezeichnet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Begriff Burnout als Syndrom mit negativen Folgen auf den Gesundheitszustand.

Definition: Was ist ein Burnout?

Burnout übersetzt man ins Deutsche mit dem Begriff „Ausgebrannt“. Der Betroffene erlebt negative Befindlichkeiten, die auf Stress im Berufsleben (auch im Privatleben) basieren. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Burnout als Syndrom eingestuft worden, das Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. Das Gefühl des Ausgebranntseins sei die Folge aus chronischem Stress im Job. Dies könne als Folge eine negative Einstellung zu seiner beruflichen Tätigkeit und geringerer Leistungskraft haben – so ein Teil der neuen WHO-Definition.

Burnout ist keine Diagnose. Es zieht sich durch alle gesellschaftlichen Schichten und Altersklassen. Charakterische Symptome existieren nicht. Anbei aber eine typische Auswahl an Symptomen, die als Burnout-Symptome betrachtet werden können:

  1. Konzentrations- und Gedächtnisprobleme
  2. Erschöpfungszustand
  3. Energiemangel
  4. Schlafstörungen
  5. Gleichgültigkeit
  6. Langeweile
  7. Probleme in Familie oder Partnerschaft
  8. Gefühl geringer Anerkennung
  9. Rückenschmerzen
  10. Atembeschwerden

Generell kann man sagen, dass viele Betroffene sich überlastet fühlen und oft mit depressionsähnlichen Zuständen zu kämpfen haben. Dies kann sich auch in weiteren, körperlichen Beschwerden wie Diabetes oder hohen Blutdruck äußern.

Zunächst hat man das Syndrom insbesondere Beschäftigten in Sozialberufen zugeordnet. Mittlerweile findet man es allerdings in allen Berufsgruppen.

Stress als Statussymbol – und seine Folgen

„Stress haben“ ist mittlerweile ein geflügeltes Wort in unserer Gesellschaft. Wenn man „beschäftigt ist und Stress hat“, macht dies deutlich, dass man Einsatz zeigt und Höheres anstrebt. Zunächst wird das oft von Außen als positiv bewertet. Doch die Betroffenen leiden auf lange Sicht. Viele, die mit chronischem Stress zu kämpfen haben, können allerdings ihre Signale erst nicht richtig identifizieren. Sind die Stressreaktionen besonders groß, fällt dies allerdings den meisten auf. Oft ist es dann es allerdings zu spät, um nur eine kleine Pause einzulegen.

Wo Burnout beginnt: Arbeitsplatz, Umfeld und Gesellschaft

Die Ursache für Burnout kann unterschiedliche Faktoren haben. Dazu zählen psychosoziale Faktoren, wie beispielsweise Arbeitsplatzunsicherheit, schlechtes Management oder Mobbing.

Auch arbeitsplatzbezogene Ursachen, wie Leistungsdruck oder fehlende Wertschätzung – damit einhergehend oft Ärger mit Kollegen – sind Faktoren. Manche Beschäftigte können mit solchen Situationen gut umgehen, haben eine hohe Resilienz, anderen fällt es schwer und sie fühlen sich auf die Dauer gesehen müde und abgespannt.

Persönliche Antreiber: Wenn der eigene Anspruch zu hoch ist

Ebenso können gesellschaftliche Entwicklungen den Druck auf Arbeitnehmer verstärken. Dazu zählen zum Beispiel die digitale Transformation und die ständige Erreichbarkeit – oft auch am Wochenende oder im Urlaub.

Persönliche Faktoren können auch die Ursache von Burnout sein, wie der eigene überhöhte Anspruch an sein eigenes Können, der sogenannte Perfektionismus, aber auch ein zu geringes Selbstbild.

Symptome erkennen und aktiv vorbeugen

Es gibt gewisse Frühwarnzeichen, die darauf andeuten, dass Sie im Stress sind. Dazu zählen folgende:

  • Körperliche Beschwerden: Kopfschmerzen, Schwitzen, Nervosität, Schlaflosigkeit, Schwindel, Atemnot, Durchfall, Verstopfung.
  • Verhaltensauffälligkeiten: Kommunikationsprobleme, Stottern, Zähneknirschen, Abnahme der Arbeitsleistung, Unpünktlichkeit, Isolation, übertriebener Genuss von Zigarette, Alkohol oder Süßigkeiten, Appetitlosigkeit.
  • Auffällige Gedanken: Konzentrationsprobleme, Alpträume, Unentschlossenheit, Selbstgespräche mit abwertendem Charakter („Ich fühle mich für alles schuldig“).
  • Emotionale Auffälligkeiten: Gefühle der Wertlosigkeit, Schuldgefühle, Wutanfälle, Überforderung, Angstzustände.

Jeder hat nicht mit allen diesen Symptomen zu kämpfen. Erkennen Sie im Laufe der Zeit, welche der Beschwerden für Sie typisch sind. So wissen Sie vorab, wenn Symptome dieser Art auftreten, dass Sie ab jetzt genau auf sich achten müssen. Fragen Sie auch Familie und Freunde, was ihrer Meinung nach die für Sie typischen Stress-Symptome sind. Machen Sie sich Notizen, so gelingt es Ihnen schneller, ihre Situation von außen zu betrachten.

Burnout verstehen: Zwei Modelle und ihre Phasen im Überblick

Burnout verläuft meist schleichend – und in mehreren Etappen. Zwei wissenschaftlich geprägte Modelle helfen, die typischen Phasen besser zu erkennen und zu verstehen: das Modell von Christina Maslach sowie das 12-Phasen-Modell von Herbert Freudenberger.

Das Maslach-Modell: Drei Phasen der Erschöpfung

Christina Maslach, Psychologin an der University of California, sieht Burnout als Reaktion auf dauerhafte berufliche Überlastung. Sie beschreibt drei typische Phasen, die häufig aufeinander folgen:

  1. Emotionale Erschöpfung: Die Betroffenen fühlen sich innerlich leer, antriebslos und überfordert – sowohl körperlich als auch emotional.
  2. Zynismus und Distanz: Der Bezug zur Arbeit verändert sich – Aufgaben wirken sinnlos, Kolleg:innen und Kunden werden emotional abgestempelt oder abgewertet.
  3. Gefühl der Wirkungslosigkeit: Das Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit sinkt. Viele empfinden ihre Arbeit als sinnlos und zweifeln an sich selbst.

Das Freudenberger-Modell: 12 Burnout-Phasen im Detail

Der deutsch-amerikanische Psychoanalytiker Herbert Freudenberger prägte den Begriff „Burnout“ bereits 1974. Aus eigener Erfahrung entwickelte er gemeinsam mit Gail North ein 12-stufiges Modell, das den langsamen Prozess der Erschöpfung beschreibt:

Totale Erschöpfung
Der Zustand ist akut gefährlich – körperlich, seelisch und geistig. Ohne Hilfe geht nichts mehr.

Der Drang, sich zu beweisen
Überengagement, überhöhte Erwartungen an sich selbst, Angst vor dem Scheitern.

Übermäßiger Einsatz
Zusätzliche Aufgaben, keine Grenzen, permanente Verfügbarkeit – oft ohne Anerkennung.

Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
Schlaf, Erholung und gesunde Routinen werden vernachlässigt.

Verdrängung von Konflikten und Symptomen
Erste Warnzeichen werden ignoriert, Durchhalten ist oberstes Gebot.

Wandel der Wertvorstellungen
Familie, Freundschaften und Freizeit verlieren an Bedeutung – der Job wird alles.

Leugnung der Probleme
Gereiztheit, Überforderung, körperliche Beschwerden – doch Einsicht fehlt.

Rückzug aus dem sozialen Leben
Kontakte brechen ab, Ersatzhandlungen wie Alkohol oder übermäßiges Essen nehmen zu.

Verändertes Verhalten
Emotionale Kälte, Ablehnung von Hilfe, zunehmendes Misstrauen gegenüber anderen.

Gefühl der Entfremdung
Man funktioniert nur noch – ohne Freude, ohne Verbindung zu sich selbst.

Innere Leere
Mutlosigkeit, Angst, Sinnkrisen – die emotionale Leere wird zum Dauerzustand.

Tiefe Depression
Hoffnungslosigkeit, Selbstzweifel und schwere depressive Symptome treten auf.

So lässt sich Burnout vorbeugen

Es gibt verschiedene Methoden, wie Sie Burnout vorbeugen können. Anbei einige präventive Maßnahmen, die Sie hierbei unterstützen können.

Büro

  • Besseres Zeitmanagement: Ihre tägliche Arbeit können Sie beispielsweise mit einem guten Zeitmanagement planen. Bauen Sie genügend Puffer ein – denn: Zeitdruck und Dauerbelastung erzeugen unnötigen Stress, den Sie vermeiden sollten.
  • Grenzen setzen: Lernen Sie auch mal „Nein“ zu sagen. Denn wer seine Grenzen gegenüber Kollegen deutlich macht, schützt sich auf Dauer und bekommt auch mehr Respekt gezollt.
  • Prioritäten setzen: Schauen Sie, dass Sie die wichtigsten Dinge am Tag erledigen, so können Sie entspannt in den Feierabend gehen.
  • Mehr Pausen machen: Legen Sie längere Pausen während Ihrer Arbeitszeit ein, die Sie draußen mit einem Snack oder entspannt mit Kollegen in der Kantine verbringen.
  • Weniger arbeiten: Wenn Ihnen der Berufsalltag zu stressig ist, reduzieren Sie Ihre Arbeitszeit oder machen Sie mehr Homeoffice-Tage, bei denen der Arbeitsweg automatisch wegfällt.

Freizeit

  • Ausgleich schaffen: Freizeit mit Freunden verbringen und Ausflüge in der Natur machen.
  • Entspannungstechniken lernen: Machen Sie nach der Arbeit Yoga, Tai Chi, Qi Gong oder progressive Muskelentspannung. Sie werden relaxter und lernen neue Leute kennen, was auch wieder Freude bereitet.
  • Gesund leben: Ausreichend Schlaf und gesunde Ernährung sind wichtig.

Burnout erkennen und behandeln: So läuft die Diagnose ab

Der erste Schritt zur Besserung ist oft der schwerste: sich medizinische Hilfe zu holen. Vielen fällt es nicht leicht, einen Arzt oder Therapeuten aufzusuchen – aus Scham oder Unsicherheit. Doch Burnout ist kein Einzelfall und längst ein anerkanntes Krankheitsbild. Wichtig zu wissen: Viele körperliche Beschwerden haben dabei psychosomatische Ursachen.

Wie wird Burnout diagnostiziert?

Am Anfang steht eine ausführliche Anamnese – meist durch den Hausarzt, Betriebsarzt oder Psychotherapeuten. Um die Symptome objektiv zu erfassen, kommen häufig strukturierte Interviews oder standardisierte Fragebögen wie das Maslach Burnout Inventar (MBI) zum Einsatz.

Das MBI wurde von der Psychologin Christina Maslach und ihrer Kollegin Susan Jackson entwickelt und misst drei zentrale Bereiche psychischer Belastung:

  • Emotionale Erschöpfung (EE): Neun Aussagen erfassen das Gefühl, innerlich leer und überfordert zu sein. Beispiel: „Ich fühle mich durch meine Arbeit ausgebrannt.“
  • Depersonalisation (DP): Fünf Items beschreiben eine zunehmende Gleichgültigkeit oder Zynismus gegenüber anderen. Beispiel: „Ich befürchte, dass meine Arbeit mich emotional verhärtet.“
  • Persönliche Leistungsfähigkeit: Acht Aussagen messen, wie wirksam und kompetent sich jemand in seiner Arbeit erlebt. Beispiel: „Ich habe in meiner Arbeit viel lohnenswerte Dinge erreicht.“

Ein hohes Risiko für Burnout besteht dann, wenn emotionale Erschöpfung und Depersonalisation stark ausgeprägt sind – und gleichzeitig die persönliche Leistungsfähigkeit als gering eingeschätzt wird. Letztere Skala ist dabei positiv gepolt: Hohe Werte stehen für ein starkes Selbstwirksamkeitsempfinden, niedrige für das Gegenteil.

Wichtig: Auch wenn das MBI zwischen leichter, mittlerer und schwerer Belastung unterscheidet, ist es kein medizinisches Diagnoseinstrument, sondern ein wissenschaftliches Analysewerkzeug. Es soll helfen, das Phänomen Burnout besser zu verstehen.

Welche Behandlung hilft bei Burnout?

Die Therapie erfolgt meist multimodal – also mit mehreren ineinandergreifenden Bausteinen:

  • Psychotherapie und begleitende Gespräche
  • Stressbewältigung und individuelle Coachings
  • Maßnahmen zur Work-Life-Balance, z. B. Auszeiten oder Arbeitszeitreduktion

In schweren Fällen können auch Medikamente oder ein stationärer Aufenthalt in einer Klinik nötig sein. Entscheidend ist ein individueller Behandlungsplan, der sowohl psychische als auch soziale und berufliche Faktoren berücksichtigt.

Nach längerer Auszeit gehört eine stufenweise Wiedereingliederung in den Job heute zum Standard. Viele Unternehmen bieten dafür begleitende Programme an – ein wichtiger Schritt für eine nachhaltige Rückkehr in den Berufsalltag.

Fazit

Burnout wird mittlerweile auch von der WHO als Syndrom eingestuft mit Folgen für die Gesundheit – hervorgerufen durch Stress in der Arbeit. Er äußert sich durch verschiedenen Symptome, wie u.a. Rückenschmerzen, Schlaflosigkeit oder Langeweile. Oft folgen depressive Verstimmungen. Auch wenn der Gang zum Haus- oder auch Betriebsarzt für viele Betroffene Überwindung kostet, ist dies meistens die erste Anlaufstelle. Oft wird man Sie zunächst krank schreiben, im Idealfall mit psychotherapeutischer, meist auch medikamentöser Behandlung. Manche Betroffene suchen sich Hilfe in psychiatrischen Kliniken. Nach einigen Wochen können Sie, in den meisten Fällen – mit reduzierter Stundenanzahl – wieder in Ihren Job zurückkehren.

Literatur

  1. Hillert, Andreas, Koch, Stefan, Lehr, Dirk: Burnout und chronischer, beruflicher Stress. Hogreve Verlag, Göttingen 2018 (1. Auflage).
  2. Brehl, Jens: Mein Weg aus dem Burnout. Pomaska-Brand Verlag, Schalksmühle 2013.
  3. Burisch, Matthias: Das Burnout-Syndrom. Theorie der inneren Erschöpfung. Springer, Heidelberg 2014.
Porträtfoto von der Journalistin Carolin Fischer

Carolin Fischer ist Gründerin des Online-Magazins Karriere NOW, selbstständige Journalistin und spezialisiert auf die Themen Karriere, Softskills, Selbstmanagement und Business. Zuvor hat die Kommunikationsexpertin bei der Süddeutschen Zeitung in München gearbeitet und für ein Politmagazin des ZDFs.

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