Was will die Generation X wirklich? Der Beitrag beleuchtet die Werte, Erwartungen und Motivatoren der heute 40- bis 60-Jährigen im Berufsleben – basierend auf Studien von KfW und XING/forsa. Ein realistischer Blick auf Sinnsuche, Sicherheit und Arbeitsmodelle.
Wer ist die Generation X?
Die Generation X folgt auf die Babyboomer und geht der sogenannten Generation Y voraus. Sie wuchs in einer Zeit des gesellschaftlichen Wandels auf: Technologische Umbrüche, steigende Scheidungsraten, Massenarbeitslosigkeit und die ersten Heimcomputer prägten Kindheit und Jugend. Statt euphorischer Aufbruchsstimmung herrschte häufig Ernüchterung – auch kulturell, etwa durch die Musik von Nirvana oder Filme wie Reality Bites.
Der Begriff „Generation X“ wurde durch den Roman Generation X: Tales for an Accelerated Culture von Douglas Coupland geprägt und schnell zum Sammelbegriff einer bislang namenlosen Generation.

Was Generation X im Job wichtig ist
1. Jobsicherheit und verlässliche Rahmenbedingungen
Laut der XING Langzeitstudie zur Wechselbereitschaft deutscher Beschäftigter (durchgeführt von forsa, 2025) sehen 75 % der Generation X die Jobsicherheit als wichtigsten Faktor bei der Arbeitgeberwahl. Kurzfristige Arbeitsverhältnisse kommen für sie nicht infrage: Für 58 % wäre ein befristeter Vertrag ein K.-o.-Kriterium – selbst bei besserem Gehalt.
2. Gehalt und konkrete Aufstiegsmöglichkeiten
Ein attraktives Gehalt bleibt weiterhin wichtig – 56 % nennen es als Hauptgrund, beim aktuellen Arbeitgeber zu bleiben. Zusätzlich zählen für viele konkrete Entwicklungsperspektiven: interne Karrierewege, Fortbildungen oder individuelle Coachings.
3. Sinnvolle Aufgaben und Führung auf Augenhöhe
Mehr als die Hälfte der Befragten (57 %) wünschen sich sinnstiftende Tätigkeiten, 63 % gute Führung. Besonders kritisch sehen sie schlechte Vorgesetzte – für viele ein Wechselgrund. Die Generation X will nicht nur arbeiten, sondern mitgestalten.
4. Work-Life-Balance und Flexibilität
Während Work-Life-Balance für Jüngere zum Standard gehört, fordert die Generation X sie gezielter ein. Besonders wichtig ist dabei Flexibilität: 17 % würden bei fehlendem Homeoffice-Angebot einen Jobwechsel in Betracht ziehen. Gleitzeit, Homeoffice-Tage und planbare Freizeitangebote stärken die Bindung.
5. Wertschätzende Unternehmenskultur
Integrität, Fairness und Transparenz spielen eine große Rolle. Generation X erwartet eine offene Kommunikation, flache Hierarchien und ein respektvolles Miteinander – ohne Selbstdarstellung, aber mit Substanz.
6. Realistische Zuversicht und rationale Wechselbereitschaft
Die Wechselbereitschaft liegt mit 32 % deutlich unter dem Durchschnitt. Dennoch glaubt ein Großteil (59 %) daran, bei Bedarf in den nächsten sechs Monaten einen neuen Job zu finden. Ihre Loyalität ist kein Automatismus – sie basiert auf Überzeugung und Erfahrung.
Beispiel aus der Praxis: Tanja, 49, Projektmanagerin aus Köln
Tanja arbeitet seit über zehn Jahren bei einem mittelständischen IT-Dienstleister. Sie schätzt an ihrem Arbeitgeber besonders die klare Kommunikation, die Möglichkeit zum Homeoffice sowie regelmäßige Fortbildungen. Karriere um jeden Preis interessiert sie nicht – dafür zählt ein verlässliches Arbeitsumfeld mit Gestaltungsspielraum.
„Ich muss nicht alles neu erfinden“, sagt sie. „Aber ich will meine Erfahrung sinnvoll einbringen – und dafür auch fair behandelt werden.“
Generation X: Die unterschätzte Leistungsträger-Generation
Während Medien und HR-Diskurse oft die Wünsche der Gen Z oder Millennials in den Fokus rücken, ist die Generation X nach wie vor die größte Beschäftigtengruppe in Deutschland. Sie arbeitet häufig in Schlüsselpositionen – meist unaufgeregt, dafür effizient und loyal.
Thomas Kindler, Managing Director von XING, bringt es auf den Punkt:
„Noch stellt die Generation X den größten Anteil der Arbeitnehmenden. Jede Generation bringt eigene Erwartungen mit – wer alle erreichen will, muss differenzierte Angebote machen.“
Fazit: Sicherheit. Sinn. Souveränität.
Die Generation X ist beruflich angekommen – aber nicht am Ende ihrer Erwartungen. Sie möchte einen Beitrag leisten, sich weiterentwickeln und ernst genommen werden. Wer als Arbeitgeber Mitarbeitende dieser Generation halten oder gewinnen will, sollte:
- Sicherheit bieten – auch vertraglich
- transparente Perspektiven ermöglichen
- auf Augenhöhe führen
- Sinn vermitteln, nicht nur Aufgaben verteilen
- flexible Modelle zulassen – ohne Zwang zum Wandel
Denn für die Generation X gilt: Sie bleiben – wenn das Gesamtpaket stimmt.
Literaturverzeichnis:
Rüdiger Maas | Konflikt der Generationen: Boomer, Gen X, Millennials und Gen Z – Wie wir uns wirklich unterscheiden und was das für unsere Zukunft bedeutet | Yes Publishing | Heidelberg 2024 | ISBN 978-3-96905-333-1
Valentina Vapaux | Generation Z: Zwischen Selbstverwirklichung, Insta-Einsamkeit und der Hoffnung auf eine bessere Welt | Gräfe und Unzer Autorenverlag | München 2021 | ISBN 978-3-8338-7876-3