Mehr als ein Viertel der deutschen Unternehmen rechnet in den kommenden fünf Jahren mit einem Abbau von Arbeitsplätzen durch Künstliche Intelligenz. Besonders betroffen: Industrie und Handel – während techniknahe Dienstleistungen eher Zuwächse erwarten.
Industrie und Handel besonders betroffen
27,1 % der deutschen Unternehmen gehen laut ifo Institut davon aus, dass Künstliche Intelligenz (KI) in den nächsten fünf Jahren Arbeitsplätze überflüssig machen wird. Besonders skeptisch zeigt sich dabei das verarbeitende Gewerbe: 37,3 % der Industriebetriebe erwarten negative Beschäftigungseffekte. Auch im Groß- und Einzelhandel rechnet rund jedes dritte Unternehmen mit Jobverlusten infolge von KI.
Tabellarische Übersicht: Erwartete Beschäftigungseffekte durch KI nach Branche
Branche | Aufbau von Stellen (%) | Keine Veränderung (%) | Abbau von Stellen (%) |
---|---|---|---|
Gesamtwirtschaft | 5,2 | 67,7 | 27,1 |
Verarbeitendes Gewerbe | 5,1 | 57,6 | 37,3 |
Dienstleistungen | 5,6 | 72,5 | 21,9 |
Handel | 4,5 | 65,6 | 29,8 |
Großhandel | 5,3 | 63,4 | 31,3 |
Einzelhandel | 3,4 | 69,1 | 27,5 |
Bauhauptgewerbe | 3,8 | 83,9 | 12,3 |
Baugewerbe bleibt gelassen
Demgegenüber sehen sich Betriebe im Bauhauptgewerbe kaum betroffen. Über 80 % dieser Unternehmen gehen davon aus, dass sich durch den Einsatz von KI nichts an der Zahl ihrer Mitarbeitenden ändern wird. Lediglich 12,3 % rechnen mit einem Abbau.
Neue Jobs im Technologiesektor
Gleichzeitig entstehen neue Arbeitsfelder – insbesondere in IT-nahen Branchen. Unternehmen aus den Bereichen Informationsverarbeitung und technologienaher Dienstleistungen melden teils zweistellige Erwartungen beim Stellenaufbau. Dies zeigt, dass KI nicht nur Jobs verdrängt, sondern auch neue Anforderungen und Qualifikationen hervorbringt.
Langfristige Perspektive: Produktivität im Fokus
„Momentan loten die Unternehmen aus, in welchen Feldern KI Produktivitätsgewinne bringt. Bis sich das in messbare Effekte auf dem Arbeitsmarkt übersetzt, wird es noch ein paar Jahre dauern“, so ifo-Präsident Clemens Fuest. Die kurzfristigen Veränderungen am Arbeitsmarkt bleiben laut den Studienautoren moderat – im Schnitt wird ein Stellenabbau von rund 8 % erwartet.
Dennoch entstehen neue Aufgabenprofile, etwa in der Implementierung, Überwachung oder Weiterentwicklung von KI-Systemen. „KI wird nicht nur zum Rationalisierungsinstrument, sondern auch zum Ausgangspunkt neuer Tätigkeitsprofile“, ergänzt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen.
Langfristige Verantwortung für Unternehmen und Politik
Die Studienautoren fordern einen ausgewogenen Umgang mit den potenziellen Effekten der KI. Klaus Wohlrabe warnt: „Noch sind die Beschäftigungseffekte von Künstlicher Intelligenz moderat – doch auf längere Sicht könnte KI den deutschen Arbeitsmarkt verändern.“ Wichtig sei, Produktivitätsgewinne in breiten Wohlstand zu übersetzen, ohne bestimmte Berufsgruppen wirtschaftlich abzuhängen.
Die vollständige Studie können Sie hier herunterladen.
Bildquelle: ChatGPT