Die Gründungsszene in Deutschland verjüngt sich: Laut KfW-Gründungsmonitor 2024 sind Gründerinnen und Gründer heute im Schnitt 34,4 Jahre alt – so jung wie nie. Gleichzeitig steigt die Zahl der Neugründungen leicht.
Jüngste Gründergeneration seit Beginn der Erhebung
Die Start-up-Landschaft in Deutschland wird jünger. Wie der aktuelle KfW-Gründungsmonitor zeigt, lag das Durchschnittsalter von Gründerinnen und Gründern im Jahr 2024 bei 34,4 Jahren. Damit sind sie jünger als je zuvor seit Beginn der Erhebungen. Besonders stark vertreten sind die 18- bis 29-Jährigen – sie machten 39 % aller Gründer:innen aus, der bislang höchste gemessene Anteil.

Mehr Gründungen – vor allem im Nebenerwerb
Nach einem Rückgang in den Vorjahren ist die Zahl der Existenzgründungen 2024 wieder leicht gestiegen – um 3 % auf 585.000. Der Zuwachs ist vor allem auf mehr Nebenerwerbsgründungen zurückzuführen (+19.000 auf 382.000). Im Gegensatz dazu sanken die Vollerwerbsgründungen leicht auf 203.000.
Junge Generation zeigt hohe Gründungsbereitschaft
Die Gründungspräferenz bei jungen Menschen bleibt hoch: Laut KfW wollen 36 % der 18- bis 29-Jährigen lieber selbstständig als angestellt arbeiten. Auch die Planungsquote für neue Gründungen ist nach dem Tiefpunkt 2023 wieder angestiegen – 4,9 % der Bevölkerung verfolgen aktuell Gründungspläne (2023: 3,6 %).
Weniger „Silver Entrepreneurs“
Während sich junge Gründer:innen zunehmend engagieren, ist der Anteil älterer Gründender rückläufig. Nur noch 16 % der Gründer:innen waren 2024 zwischen 40 und 49 Jahre alt (2023: 19 %), bei den 50- bis 65-Jährigen fiel der Anteil auf 12 % – ein historischer Tiefstand.
Kapital und Digitalisierung gewinnen an Bedeutung
Gründungen werden kapitalintensiver: Nur noch 56 % der Gründer:innen kamen mit weniger als 5.000 Euro Startkapital aus – 2022 waren es noch 67 %. Zudem steigt der Digitalisierungsgrad: 36 % der Neugründungen waren 2024 digital, so hoch wie nie zuvor.
Selbstfinanzierung auf Rekordniveau
75 % der Gründer:innen finanzierten ihr Vorhaben ausschließlich mit Eigenmitteln – ebenfalls ein Rekordwert. Der Trend zur Selbstfinanzierung zeigt sich seit Jahren und spiegelt auch eine gewisse Zurückhaltung gegenüber Fremdkapital wider.
Nachfolgeproblem bleibt bestehen
Die große Mehrheit (83 %) der Gründungen waren Neugründungen. Unternehmensübernahmen (10 %) und Beteiligungen (7 %) spielen nur eine untergeordnete Rolle – ein Hinweis auf die weiterhin ungelöste Nachfolgelücke im Mittelstand.
„Die Nachfolgelücke bei Unternehmen ist enorm. Wünschenswert wäre daher, dass sich mehr Menschen dazu entschließen, bestehende Unternehmen zu übernehmen“, sagt Dr. Dirk Schumacher, Chefvolkswirt der KfW.
Arbeitsplätze und Geschlechterverteilung
Insgesamt entstanden durch Neugründungen rund 485.000 vollzeitäquivalente Arbeitsplätze. Der Anteil von Gründerinnen lag bei 36 % – leicht unter dem langjährigen Mittel von 39 %. Auffällig ist: 28 % der Gründerinnen streben nur eine kurzfristige oder vorübergehende Selbstständigkeit an, bei den männlichen Gründern sind es lediglich 17 %.
Fazit: Hoffnungsschimmer trotz langfristigem Seitwärtstrend
Trotz der leicht positiven Entwicklung bleibt das Gründungsgeschehen auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Seit 2018 stagniert die Zahl der Gründungen. Der demografische Wandel, veränderte Arbeitsmärkte und Bildungsinitiativen wie „Entrepreneurship Education“ könnten künftig neue Impulse liefern.
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