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Selbstdisziplin lernen: Definition, Übungen und Beispiele

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Sehnen Sie sich danach, Ihre Zeit effektiver zu nutzen, Ihre Ziele zu erreichen und erfolgreich zu sein? Dann könnte Selbstdisziplin der Schlüssel zum Erfolg sein. In unserem Fachartikel beleuchten wir, warum Selbstdisziplin wichtiger für den Erfolg ist als Intelligenz oder Talent. Entdecken Sie wertvolle Tipps, Beispiele und Übungen, um Ihre eigene Disziplin zu fördern und kontinuierlich zu verbessern.

Definition: Was ist Selbstdisziplin?

Selbstdisziplin ist die Fähigkeit eine einmal gesteckte Absicht konsequent zu verfolgen und sich nicht von anderen Zielen ablenken zu lassen. Menschen, die über Selbstdisziplin verfügen, können ihr Verhalten selbst kontrollieren. Sie erreichen das, was sie möchten, ohne den Einfluss anderer Personen. Dies führt zu Erfolg und Zufriedenheit.

Allerdings besteht bei dauerhafter und intensiver Selbstdisziplin die Gefahr, dass keine ausreichende Erholung mehr stattfindet. Andere Bedürfnisse werden vernachlässigt und häufige Erschöpfungszustände können zu körperlicher oder geistiger Überlastung führen.

In vielen wissenschaftlichen Studien wurde festgestellt, dass Selbstdisziplin eine entscheidende Eigenschaft für Erfolg und Glück ist. Tatsächlich ist sie sogar wichtiger als Intelligenz und Talent, wenn es darum geht, Ziele zu erreichen. Im Gegensatz zu Talent und Intelligenz, die von Geburt an vorhanden sind, kann Disziplin erlernt und täglich trainiert werden.

Selbstdisziplin und Besonnenheit sind Voraussetzungen für Gewissenhaftigkeit und kompetentes Handeln. 1Neyer, J. Franz, Asendorpf, B. Jens: Psychologie der Persönlichkeit. Springer-Verlag, 6. Auflage, Heidelberg 2017.

Warum Selbstdisziplin so wichtig ist

Selbstdisziplin ist aus verschiedenen Gründen wichtig und hilft Ihnen im Berufs- und Privatleben, Ihre Ziele zu erreichen und mehr Erfolg zu haben. Wo genau wirkt Sie unterstützend?

  1. Zielgerichtetes Handeln: Mit Selbstdisziplin fällt es leichter, sich auf Ziele zu konzentrieren und diese zu erreichen. Ohne sie würden Sie höchstwahrscheinlich häufig abgelenkt werden und Ihre Aufgaben und Ziele vernachlässigen.
  2. Selbstkontrolle: Selbstdisziplin ermöglicht es, Impulse zu kontrollieren und Entscheidungen zu treffen, die auf langfristigen Bedürfnissen und Zielen basieren, anstatt sich von sofortiger Befriedigung leiten zu lassen. Damit einher geht auch, dass man sich nicht ablenken lässt: Lieber fernsehen, anstelle im Homeoffice zu arbeiten, ist tabu.
  3. Stressbewältigung: Selbstdisziplin hilft dabei, mit Stress umzugehen, indem sie es ermöglicht, den Überblick zu behalten und strukturiert an Lösungen zu arbeiten. Auch kann man mit Selbstdisziplin die eigene Bequemlichkeit besiegen, Sport machen und dadurch besser mit stressigen Situationen umgehen.
  4. Selbstwertgefühl: Menschen, die sich selbst disziplinieren können, haben oft ein höheres Selbstwertgefühl, weil sie wissen, dass sie ihre Ziele durch ihre eigenen Bemühungen erreichen können.
  5. Verzeihen: Wenn Sie Dinge hinter sich lassen können und anderen Kollegen, mit denen Sie beispielsweise im Streit waren, verzeihen können, dann können Sie wieder mit Mut und Elan neue Projekte im Team starten. Auch dies erfordert Selbstdisziplin.
  6. Zeitmanagement: Mit Kraft, Energie und Selbstdisziplin können Sie in einer bestimmten Zeit alle Punkte auf Ihrer To-Do-Liste abarbeiten und dabei effektiv sein.
  7. Erfolg: Studien haben gezeigt, dass Selbstdisziplin ein wichtiger Faktor für den Erfolg in unterschiedlichen Bereichen, wie Schule, Arbeit und persönlicher Entwicklung ist.

Tipps, Beispiele und Übungen für mehr Selbstdisziplin

Gerade wenn man beruflich erfolgreich sein möchte, ist es wichtig, sich in Selbstdisziplin zu üben. Auch wenn es manchmal Überwindung kostet, der Erfolg wird Ihnen Recht geben. Etablieren Sie postive Gewohnheiten in Ihrem Leben, dadurch gehen Sie mit mehr eigener Disziplin Ihre Aufgaben an. Zum Beispiel könnten Sie einführen, jeden Mittag 20 Minuten nach dem Essen an der frischen Luft spazieren zu gehen. Dies gib Ihnen Energie, Ihre Aufgaben danach mit neuem Schwung zu erledigen. Um diese Gewohnheit zu etablieren, können Sie sich ein Merker machen, beispielsweise ein Post-it am Computer mit der Aufschrift „Spaziergang“. Irgendwann hat sich diese Gewohnheit etabliert und Sie brauchen den Zettel nicht mehr.

Auch gesunde Ernährung und sieben bis acht Stunden Schlaf sind wichtig, um ausgeglichen zu sein. Selbstdisziplin als solches ist erlernbar – anbei einige entscheidenden Aspekte, die Ihnen dabei helfen können.

1. Setzen Sie sich klare Ziele

Um Disziplin zu entwickeln, ist es wichtig, klare und konkrete Ziele zu setzen. Diese Ziele sollten realistisch, messbar und mit einem klaren Zeitrahmen versehen sein. Sie dienen als Motivation und Orientierungspunkte für Ihr Handeln. So ist eine selbst geschriebene Liste dabei sehr hilfreich: Am besten notieren Sie morgens, was Sie alles zu erledigen haben und arbeiten Sie diesen Plan Punkt für Punkt nacheinander ab.

2. Schaffen Sie eine Routine

Disziplin kann durch eine regelmäßige Routine entwickelt werden. Es ist wichtig, sich feste Zeiten für bestimmte Aufgaben oder Aktivitäten einzuplanen und sich konsequent daran zu halten. Auf diese Weise wird die Planung und Durchführung von Aufgaben zu einer Gewohnheit, die weniger Willenskraft erfordert. Nach einiger Zeit etabliert sich die Routine, gibt Ihnen Sicherheit und entlastet Ihr Gehirn, weil Sie sich an sie gewöhnt haben. Bleiben Sie dennoch flexibel: Eine Routine kann sich auch mal ändern, falls sich Ihre Lebensumstände geändert haben.

3. Üben Sie sich in Selbstkontrolle

Selbstkontrolle ist ein wichtiger Bestandteil von Disziplin. Es geht darum, Versuchungen zu widerstehen und kurzfristige Bedürfnisse oder Belohnungen zugunsten langfristiger Ziele aufzuschieben. Eine Möglichkeit Selbstkontrolle zu üben, ist die bewusste Entscheidung, schlechte Gewohnheiten oder Verhaltensweisen zu ändern oder einzuschränken.

4. Kontrollieren Sie Ihre negativen Emotionen

Lernen Sie, Ihre Frustrationen abzubauen. Sie sind beispielsweise frustriert, weil Ihr Kollege noch nicht seinen Teil vom Projekt pünktlich abgegeben hat. Führen Sie sich die Gründe für Ihre negativen Emotionen vor Augen und überlegen Sie sich, wie Sie die zusätzliche Zeit jetzt sinnvoll nutzen können. Generell ist es wichtig, dass Sie das Negative ins Positive umwandeln und sich den Vorteil klar machen, der aus den gegebenen Umständen (Ihr Kollege verspätet sich, es ist nicht Ihre Schuld!) resultiert.

5. Setzen Sie sich Prioritäten

Disziplin beinhaltet auch die Fähigkeit, Prioritäten zu setzen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Benennen Sie die Aufgaben oder Aktivitäten, die den größten Einfluss auf Ihren Erfolg oder Ihr Glück haben, und richten Sie Ihre Zeit und Energie darauf aus. Vermeiden Sie Ablenkungen und halten Sie sich an Ihre Prioritäten.

5. Belohnen Sie sich selbst

Eine effektive Möglichkeit, sich selbst zur Disziplin zu motivieren, ist, sich selbst zu belohnen. Setzen Sie sich kleinere Ziele oder Meilensteine auf dem Weg zu Ihrem größeren Ziel, in dem Sie sich wöchentliche Fristen für Aufgaben und Zwischenziele festlegen. Dadurch können Sie schon die ersten Erfolge verbuchen. Belohnen Sie sich entsprechend, wenn Sie sie erreicht haben. Belohnungen können materieller Natur sein, wie beispielsweise ein leckerer Cappuccino am Nachmittag, oder sie können einfach eine Auszeit oder ein besonderes Erlebnis wie einen Kino- oder Theaterbesuch umfassen.

6. Suchen Sie sich Unterstützung

Es kann hilfreich sein, sich im Familien- und Freundeskreis Unterstützung zu holen, um Disziplin zu entwickeln. Teilen Sie Ihre Ziele mit Freunden oder Ihrer Familie und bitten Sie sie um Mitstreiter. Wichtig ist, Menschen zu finden, die genauso motiviert und zielstrebig sind wie Sie. Auch die Teilnahme an Gruppen oder Kursen, in denen ähnliche Ziele verfolgt werden, kann beflügeln. Ihre optimistische Einstellung kann ebenfalls positive Auswirkungen auf die Handlungen der Menschen in Ihrer Umgebung haben. Sie sollten dagegen Personen, die Ihnen nicht gut tun, die Freundschaft kündigen bzw. sie einfach nicht mehr treffen.

7. Üben Sie sich in Resilienz

Disziplin erfordert auch eine gewisse Resilienz, das heißt die Fähigkeit, Rückschläge und Hindernisse zu überwinden. Lernen Sie, mit Fehlern und Misserfolgen umzugehen, und lassen Sie sich von diesen nicht entmutigen. Stehen Sie wieder auf, lernen Sie aus Ihren Erfahrungen und setzen Sie Ihren Weg fort. Wie heißt es so schön: „Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen“.

8. Bleiben Sie konsequent und mutig

Disziplin erfordert Ausdauer und Konsequenz. Es ist wichtig, dranzubleiben, auch wenn es schwierig wird oder sich der Erfolg nicht sofort einstellt. Durchhaltevermögen und Beständigkeit sind entscheidend, um langfristige Ziele zu erreichen. Klären Sie für sich, ob Ihre Ziele Herzensangelegenheiten sind, dass heißt solche, die Sie wirklich realisieren möchten. Ist dies nicht der Fall, hatten Sie vermutlich falsche Vorstellungen von Ihren Zielen und so sollten Sie den Mut aufbringen, dieses nicht länger zu verfolgen.

9. Reflektieren und lernen Sie

Regelmäßige Reflektion über Ihre Fortschritte und Gewohnheiten ist ein wichtiger Teil der Entwicklung von Disziplin. Nehmen Sie sich Zeit, um über Ihre Erfolge, Hindernisse und Lerneffekte nachzudenken. Identifizieren Sie Bereiche, in denen Sie sich noch verbessern können, und entwickeln Sie Strategien, um Ihre Disziplin kontinuierlich zu stärken.

10. Seien Sie geduldig mit sich selbst

Disziplin aufzubauen, erfordert Zeit und Mühe. Seien Sie geduldig mit sich selbst und akzeptieren Sie, dass es Rückschläge geben wird. Geben Sie nicht auf und bleiben Sie motiviert, auch wenn es nicht immer einfach ist. Mit der Zeit und der richtigen Einstellung wird Ihre Selbstdisziplin stärker und Sie können Ihre Ziele um so leichter erreichen.

Folgen mangelnder Selbstdisziplin

  1. Unüberlegtes Handeln: Wenig Selbstdisziplin könnte dazu führen, dass Sie unüberlegte Worte beispielsweise Ihrem Chef oder Ihren Kollegen gegenüber äußern und diesen oder diese verletzen.
  2. Pläne nicht in die Tat umsetzen: Es gelingt Ihnen nicht, Ihre Ziele zu erreichen und Ihre Projekte zu realisieren.
  3. Sucht nicht los werden: Ohne Disziplin schaffen Sie es vielleicht nicht, Ihr Rauchen abzugewöhnen, dass Ihnen oft die nötige Energie für bestimmte Arbeiten stiehlt.

Selbstdisziplin bei Führungspersonen

In der Führungsebene gehört Selbstdisziplin zur Tagesordnung. Vor allem Führungskräfte und Manager scheitern nicht an Problemen, sondern sehen diese idealerweise als Herausforderungen an. Auch wenn der tägliche Stress auch bei ihnen immer mehr zunimmt, sollten sie sich täglich motivieren und selbstdiszipliniert ihren Job ausüben. Aber ist das immer so realisierbar?

Früher spielten langfristige Werte eine entscheidende Rolle. Dazu zählten Loyalität, Identifikation mit dem Betrieb und dem Produkt, Selbstdisziplin und Beharrlichkeit. Nun wird von den Führungskräften verlangt, diese Werten auch unter sich ständig wechselnden Bedingungen zu verfolgen. Dies ist schwierig für viele Manager, da sie Probleme haben, sich ständig auf verändernde Umstände einzulassen.

In diesem Zusammenhang unterscheidet man zwischen Führungskräften mit einem ausgeprägten persönlichkeitsbezogenen Machtmotiv und solche mit institutionellen Machtzielen. Diejenigen mit institutionellen Machtzielen zeichnen sich durch ein großes Maß an Selbstdisziplin aus und verhalten sich sehr loyal gegenüber ihrem Unternehmen. Charakteristisch für sie ist, dass sie ihrem Team Selbstvertrauen und Zuversicht geben.

Diejenigen mit einem persönlichkeitsbezogenen Machtmotiv haben das despotische Bedürfnis, andere Personen zu beherrschen. Sie möchten persönliche Machtziele erreichen. Mehrere Studien belegen, dass Führungskräfte, die institutionelle Machtmotive verfolgen, den größeren Erfolg haben.

Literatur

  1. Stock-Homburg, Ruth, Groß, Matthias: Personalmanagement. Theorien-Konzepte-Instrumente, 4. Auflage, Springer Gabler, Wiesbaden 2019.
  2. McClelland, D. (1975). Power: The inner experience. New York: Irvington
  3. McClelland, D., & Boyatzis, R. (1982). Leadership motive pattern and long-term success in management. Journal of Applied Psychology, 67(6), 737–743.
  4. McClelland, D., & Burnham, D. (1976). Power is the great motivator. Harvard Business Review, 54(2), 100–110.
  5. McClelland, D., & Burnham, D. (2004). Macht motiviert. In S. Seeger (Hrsg.), Motivation: Was Manager und Mitarbeiter antreibt (S. 112–133). Frankfurt a. M: Redline.
  6. Finckler, Peter: Transformationale Führung. Wegweiser für nachhaltigen Führungs- und Unternehmenserfolg, Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 2017.
  7. Cooper, Neil Kristoff: Die 7 Säulen der Selbstdisziplin. Amazon Distribution GmbH 2023.

Bildnachweis: ©Pixabay

Einzelnachweise

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    Neyer, J. Franz, Asendorpf, B. Jens: Psychologie der Persönlichkeit. Springer-Verlag, 6. Auflage, Heidelberg 2017.
Porträtfoto von der Journalistin Carolin Fischer

Carolin Fischer ist Gründerin des Online-Magazins Karriere NOW, selbstständige Journalistin und spezialisiert auf die Themen Karriere, Softskills, Selbstmanagement und Business. Zuvor hat die Kommunikationsexpertin bei der Süddeutschen Zeitung in München gearbeitet und für ein Politmagazin des ZDFs.

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